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1898 – 2018
120 Jahre Künstlerhaus Dresden-Loschwitz

Eines der originellsten Gebäude Dresdens, in seiner Art und Funktion einmalig in Deutschland, steht an der Pillnitzer Landstraße in Loschwitz: das Künstlerhaus.

1897/98 vom damals jungen Dresdner Architekten und Baumeister Martin Pietzsch (1866-1961), einem Meisterschüler von Constantin Lipsius an der Dresdner Kunstakademie, projektiert und ausgeführt, vereinigt es 16 Ateliers und Arbeitsräume und 12 Wohnungen unter einem Dach. Der damals kühne Wurf, gleichermaßen gerühmt wie kritisiert, bildet seit seiner Erbauung zusammen mit dem benachbarten „Kleinen Künstlerhaus“ einen künstlerischen Mittelpunkt – insbesondere für die Malerei, die Graphik und die plastischen Künste – in der auch sonst an Künstlern reich gesegneten Elbhang-Landschaft von Loschwitz bis Pillnitz. Zahlreiche namhafte und weniger bekannte bildende Künstler wirkten und wirken hier, größtenteils nicht nur als Ateliermieter, sondern als Bewohner des Hauses.

Von den vielen Künstlern, die in der Vergangenheit hier schufen, seien Sascha Schneider, Joseph Hegenbarth, Otto Westphal, Hans Jüchser, Herbert Volwahsen und Hermann Glöckner genannt. Gegenwärtig ist es voll belegt.

1998 begingen der Eigentümer und die Künstler des Hauses mit tatkräftiger Unterstützung des Stadtmuseums und der Landeshauptstadt Dresden sowie zahlreicher Dresdner Galerien das Hundertjahr-Jubiläum des Hauses, willkommener Anlaß, seine Geschichte aufzuarbeiten und seine Funktion für Gegenwart und Zukunft neu bewußt zu machen.

Von 1898 bis 1973 Eigentum der Familie des Erbauers und seiner Nachkommen, mußte es notgedrungen von ihr aufgegeben werden und gelangte 1993 wieder in ihren Besitz, die das Künstlerhaus sofort sanieren und restaurieren ließ.

Insbesondere seine 9 großen und hellen Ateliers, zu denen 4 kleinere kommen, haben seit je eine besondere Anziehungskraft auf die Künstler ausgeübt.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt das Haus bei vielen als verwinkelt und eher kurios als interessant, trotz seiner sowohl an italienischer Renaissance als auch an um 1900 moderner Industriearchitektur erkennbaren Orientierung. Seit seiner Restaurierung gewinnt es durch sein ansprechendes Äußere und seine Modernisierung im Innern sehr deutlich an Interesse durch Künstler und durch Kunstwissenschaftler.

Geführt wird es heute durch die Familie des Unterzeichneten als einer GbR (Geschäftsführer: Martin Steude), deren Maxime es nach wie vor ist, das Haus wirtschaftlich zu führen, aber den Künstlern Arbeits- und Wohnmöglichkeiten zu erschwinglichen Mieten zu bieten, eine Maxime, die seit Beginn schon vom Erbauer befolgt worden ist.

Prof. Dr. Wolfram Steude